zum Inhalt springen

Montag, 01.02.2016, 19.00 Uhr, Hörsaal II im Hauptgebäude der Universität zu Köln

JEGOR GAIDAR: Buchvorstellung – Filmvorführung – Podiumsdiskussion

Jegor Gaidar, „Der Untergang eines Imperiums“ (übersetzt von Dr. Vera Ammer)

Vortrag von Prof. Dr. Jewgenij Gontmacher: «Wirtschaftsreformen Anfang der 1990er Jahre – die Lehren  von Jegor Gaidar und das heutige Russland»

Podiumsteilnehmer: Dr. Vera Ammer, Karl-Heinz Paqué, Joachim Zweynert
Moderation: Julius von Freytag-Loringhoven

Dokumentarfilm von Alexej Piwowarow: „Jegor Gaidar. Der Untergang des Imperiums“, RU 2013, 60‘, OFmdtU

Veranstalter: Jegor-Gaidar-Stiftung, CCCEE |Cologne-Bonn Centre for Central and Eastern Europe, Lew Kopelew Forum, Friedrich Naumann Stiftung für die Freiheit, Verlag Springer Gabler 

–––

„Es gibt nur wenige Menschen, die in Zeiten des Umbruchs gegen viel Widerstand ruhig, zielgerichtet und konsequent bleiben. Gajdar war so ein Mensch“, schreibt der Vizepräsident des Europäischen Parlaments Alexander Graf Lambsdorff im Vorwort des gerade auf Deutsch erschienenen Sachbuchs Der Untergang eines Imperiums. Jegor Gaidar, ab 1991 russischer Wirtschaftsminister und später kommissarischer Premierminister unter Staatspräsident Boris Jelzin, war nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion einer der Väter der marktwirtschaftlichen Reformen in seinem Land. Als er 2009 starb, hinterließ er der Nachwelt ein faszinierendes Manuskript, das jetzt erstmals in deutscher Sprache vorliegt. Schonungslos schildert Gaidar darin, wie die sowjetische Planwirtschaft in den 1980er-Jahren immer mehr in die Krise geriet und auf welche Schwierigkeiten die anschließenden Reformen stießen. Dabei legt er nicht nur eine scharfsinnige Analyse jener ökonomischen Transformation vor, sondern weitet als Wissen-schaftler und Wirtschaftsjournalist auch den Blick auf den Niedergang von Imperien im Allgemeinen. Damit liefert er ein wichtiges Werk – auch für das Verständnis der Vorgänge in Putins Russland sowie in anderen Teilen Mittel- und Osteuropas.

Jegor Gaidar „muss man für das russische Wirtschaftswachstum der 2000er-Jahre verantwortlich machen“, so Ale-xander Graf Lambsdorff weiter. „Durch entschlossene marktwirtschaftliche Reformen habe er Russland Anfang der 1990er-Jahre vor dem Abgleiten in einen Bürgerkrieg bewahrt und gleichzeitig die Voraussetzungen dafür geschaf-fen, dass das Land zu einer Marktwirtschaft mit großem Potenzial werden konnte: „Dass dieses Potenzial bis heute nicht verwirklicht wird, ist nicht Gaidar zuzuschreiben, sondern seinen Nachfolgern.“ Gaidar habe gewusst, dass Freiheit und Eigenverantwortung als Grundlagen für eine neue, stabilere Gesellschaftsordnung und für eine erfolg-reiche Wirtschaft in Russland nötig sind.

Das Buch aber ist nicht nur eine spannende Chronik der Vergangenheit, sondern behandelt auch zwei Probleme, die aktueller nicht sein könnten: die Absage an ein Imperium als Voraussetzung für das Überleben in einer neuen Welt sowie den Fluch der Rohstoffwirtschaft. Gaidar verdeutlicht, dass eine blühende Zukunft Russlands in Reichtum, Freiheit und Fortschritt nur mit einer Absage an eine aggressive Außenpolitik funktionieren kann. 

Jegor Gaidar (1956-2009) war russischer Politiker und Ökonom. Als Wirtschaftsminister und kommissarischer Minis-terpräsident von Russland während der Rubelkrise war er der Architekt der einschneidenden Wirtschaftsreformen Anfang der 1990er-Jahre – der so genannten „Schocktherapie“. 

EINTRITT FREI

Das Plakat der Veranstaltung können Sie hier herunterladen.